Neuropsychologie

Neuropsychologische Therapie

Wie ist sie konzipiert?

Der Rehabilitationsprozess ist ein dynamisches Geschehen, in dessen Verlauf sich verschiedene Elemente in Wechselwirkung entwickeln
 

  • Training geschwächter Funktionen
  • Aufbau und Einüben einer Strategie zum Ausgleich eines Funktionsdefizits
  • Einsatz aufgebauter Funktionen und Strategien im Stations- und Therapiealltag
  • realistischere Einsicht in Krankheitsfolgen und Möglichkeiten ihrer Überwindung
  • Fördern von Krankheitsbewältigung, positiven Perspektiven und Lebensqualität

Zu Beginn unterstützen therapeutische Gespräche die Bildung realistischer Teilziele, z.B. eine bessere Konzentration beim Lernen und Abrufen, Einbeziehen von Gedächtnishilfen oder eine realistischere Einschätzung betroffener und erhaltener Funktionen. Störungsbewusstsein, Erwartungshaltung und Motivation können in Phasen mit ausgeprägten Höhen und Tiefen verlaufen, bis eine konstruktive Krankheitsbewältigung gelingt. 

Einen wichtigen Anteil an der psychotherapeutischen Begleitung kann die Angehörigenberatung haben. Sie vertieft das Verständnis krankheitsbedingter Veränderungen und zeigt Wege der weiteren Förderung und Entlastung. Dies gilt in besonderem Maße für die Therapie bei Demenz.

Auch im höheren Lebensalter zeigt das Gehirn ein hohes Potential zum Neuaufbau verlorener Funktionen (Neuroplastizität) bzw. zum Erwerb neue Strategien. Leider kommen diese Prozesse häufig nicht spontan in Gang, sondern erst unter dem Einfluss einer möglichst gezielten Stimulation der beteiligten neuronalen Netzwerke. Ein entsprechend konzipiertes Training ist besonders wirksam, wenn es mit hoher Wiederholungsrate durchgeführt wird. Das Trainingsmaterial muss in der Schwierigkeit gut abgestuft und ansprechend gestaltet sein, um nachlassende Motivation und Ausweichen in unerwünschte Verarbeitungsroutinen zu vermeiden.

Das Funktionstraining basiert auf wissenschaftlich erprobten Verfahren. Es erfolgt drei bis fünf Mal pro Woche. Nach Möglichkeit wird die betroffene Funktion direkt stimuliert. Dabei profitieren Funktionen wie beispielsweise das Aufrechthalten von Aufmerksamkeit besonders gut von einem PC-gestützen Training, das von einem Therapeuten angeleitet und eng begleitet wird.

In anderen Fällen wird eine Kompensations-Strategie eingeübt.

Beispiele:

  • Strategie zur bewussten Informationsverarbeitung zur Verbesserung von Lernen und Behalten
  • Sehr vergessliche Patienten üben den Umgang mit Erinnerungshilfen, z.B. Checklisten
  • Spezielles mehrstufig aufgebautes Seh- und Lesetraining bei Gesichtsfeldeinschränkung nach Schlaganfall

Nach Möglichkeit bieten wir ergänzend Gruppen zur Anregung von Gedächtnisfunktion, Kommunikation und sozialem Miteinander, z.B. die „Nachrichtengruppe“ und das „Kognitive Training“.

Der Alltags- und Krankheitsbewältigung dienliche kognitive und seelische Prozesse werden vom gesamten Team gefördert. Dabei helfen die wöchentliche Visite und die Therapeutenbesprechung.

Beispiele: Die aktivierende Pflege stimuliert von Beginn an Aufmerksamkeit und Wahrnehmung beim Umgang mit dem eigenen Körper. In der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie werden die Koordination von Sehen, Fühlen und Bewegen, das aktive Einbeziehen der gelähmten Körperseite, die gedankliche Kontrolle von Handlungsfolgen sowie sprachliche Prozesse gefördert. Manchen Patienten erschließt sich erst in den alltagsnah gestalteten Therapiesituationen das Ausmaß der Krankheitsfolgen.
  
In der Ergotherapie ist ein spezifisches Training von Fertigkeiten möglich, z.B. dem Umgang mit Formularen, der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, Einkaufen und Haushaltsführung oder von beruflichen Tätigkeiten.

Stellt sich die Frage der Fahrsicherheit nach einer Hirnschädigung, ist häufig eine intensive Begleitung notwendig; dazu kann auch die Empfehlung einer freiwilligen praktischen Fahrprobe bei einem erfahrenen Fahrlehrer gehören.