Dr. Radtke zeigt einem Herrn die Untersuchungsergebnisse

Gefäßchirurgie

Krampfadern

Mehr als ein Schönheitsmakel

Krampfadern sind dauerhaft erweiterte, oberflächlich verlaufende Venen. Sie kommen vor allem an den Beinen vor, mitunter auch im Beckenbereich.
 
Etwa die Hälfte der Menschen im Alter zwischen ca. 30 und 70 Jahren leidet unter den oft stark hervortretenden Adern, nicht nur aus ästhetischen Gründen. Frauen leiden dreimal so oft unter Krampfadern gegenüber Männer. Auch die kleinste Variante, die eigentlich harmlosen Besenreiser, empfinden viele Betroffene als kosmetisch störend.

Ursachen für Krampfadern

Die Ursachen des Krampfaderleidens sind vielfältig. Sie beruhen es in erster Linie auf einer Venenwandschwäche: Bei jeder Bewegung pressen Muskeln und Venenwände das Blut in Richtung Herz. Gesunde Venen transportieren das „verbrauchte" Blut zurück zum Herzen. Venenklappen arbeiten dabei wie Ventile - sie sorgen dafür, dass das Blut nicht zurück in die Beine fließt. Leiern die Gefäßwände aus, schließen die Klappen nicht mehr richtig. Das Blut „versackt“ bei geringer Muskelarbeit der Beine (im Sitzen oder Stehen) durch die Schwerkraft nach unten und langfristig entstehen Krampfadern. Viele Menschen haben eine Veranlagung zur sogenannten Bindegewebs- und Venenschwäche. Zudem begünstigen Bewegungsmangel, Übergewicht und stehende berufliche Tätigkeit die Entstehung. Unter den hormonellen Einflüssen der Schwangerschaft lockert sich das Muskel- und Bindegewebe. Dies gilt auch für das Bindegewebe der Venen.

Häufige Ursachen:

  • allgemeine Bindegewebsschwäche
  • langes Stehen oder Sitzen
  • Schwangerschaft
  • Übergewicht
  • zunehmendes Alter

Symptome bei Krampfadern

Häufig beschriebene Symptome sind schwere und müde Beine oder eine Schwellneigung dieser.

Abends und bei warmen Temperaturen nehmen die Beschwerden zu, bessern sich aber nach Hochlagerung oder Kühlung der Beine. Wadenkrämpfe gehören nicht zu den typischen Beschwerden, werden aber beschrieben.

Behandelt man die Krampfadern nicht, kommt es im Laufe der Zeit meist zu weiteren Beschwerden. Neben einer Venenentzündung kann es zu Hautentzündungen oder Hautverfärbungen kommen, im Spätstadium sogar zum sogenannten offenen Bein (Ulcus cruris). Hier führt der „Blutstau“ zu einer mangelnden Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff. Diese Komplikationen treten häufig in der Knöchelgegend auf. Eine Venenentzündung kann auch in das tiefe Venensystem übergehen und dort eine Thrombose auslösen.

Ausprägungsformen von Krampfadern

Die rechtzeitige Diagnosestellung und Therapie kann ein Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten und Komplikationen zu vermeiden.
Je nach Lage gibt es verschiedene Formen von Krampfadern:

  • Krampfadern der großen und mittelgroßen Venen. Sie sind am häufigsten, vor allem an der Innenseite der Ober- und Unterschenkel.
    (Stammvarikosis/Seitenastvarikosis)
  • Krampfadern der kleineren Venen mit einem Durchmesser von zwei bis vier Millimetern, meist an den Kniekehlen und Außenseiten der Ober- und Unterschenkel 
    (Retikuläre Varikosis)
  • Krampfadern der oberflächlichen, feinen Venen mit einem Durchmesser von weniger als einem Millimeter, häufig an der Rückseite der Oberschenkel
    (Besenreiser/Teleangiektasien)

Diagnostik von Krampfadern

In aller Regel wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. So werden Aufbau und Form der Venen genau erkannt. Darüber hinaus gibt es noch verschiedene Verfahren, um die Venentätigkeit zu messen, diese sind meist jedoch nur richtungweisend. Eine Röntgenuntersuchung (Phlebographie) wird nur bei speziellen Fragestellungen durchgeführt.

Therapie von Krampfadern

In Frage kommen entweder konservative oder operative Maßnahmen. Ausschlaggebend sind hierfür die Art der Erkrankung und ihre Ausprägung.
Zu den konservativen Maßnahmen zählen die Kompressionsbehandlung, als auch Lagerung und Reduktion der vermeidbaren Risiken.
 
Operative Maßnahmen

  • Das klassische Venenstripping (OP nach Babcock)

Dabei wird die erkrankte Vene entfernt. Beim Venenstripping handelt es sich um eine lang bewährte OP-Technik. Es ist nach wie vor die am häufigsten angewandte Methode.

Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose oder Teilnarkose (Spinalanästhesie). Über einen Schnitt in der Leiste wird eine Sonde in die betroffene Stammvene eingeführt. Der erkrankte Teil der Vene wird abgetrennt und über einen Schnitt im Bereich des Knöchels herausgezogen. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

  • Schaumverödung

Die Schaumverödung oder Verödung ist für feine, kleine Besenreisern gut geeignet, die meist rein kosmetischer Natur sind. Dabei wird ein Medikament in die erkrankten Venen gespritzt, das die Gefäße verschließt. Hierbei sind oft mehrere Sitzungen von Nöten, bis die Adern verschwunden sind. Der Vorteil ist, dass die Patienten ambulant und schnell behandelt werden können.
Die Behandlung muss man meist selbst zahlen und im Durchschnitt muss drei bis viermal behandelt werden, bis die Äderchen reduziert sind.

  • Endovenöse Verschlußverfahren - Sklerosierungstherapie (VNUS closure)

Die endovenöse Verschlußverödung (Mikrowellentherapie) erfolgt mithilfe des Ultraschalls. Durch eine Punktion unter dem Knie wird ein Katheter in die Vene eingeführt. Im Katheter ist eine Sonde, die Mikrowellen an die Gefäßwand leitet. Dies erzeugt ein Temperatur - etwa 60 bis 80 Grad - wodurch die betroffene Vene beim Zurückziehen quasi zugeschweißt, also thermisch verschlossen wird.
Manche gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten inzwischen, man sollte sich vorher aber genau erkundigen.

Mit dieser Therapie können aber nicht die feinen Äste am Unterschenkel entfernt werden, daher wird sie meist kombiniert mit der Entfernung durch kleinste Schnitte (Miniphlebektomie). Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der minimal-invasiven Venenchirurgie. Oft wird sie als Ergänzung im Anschluss an die Mikrowellentherapie eingesetzt. Das Ergebnis verspricht in der Regel kosmetisch schöne Ergebnisse – mit kaum sichtbaren Narben.

Krampfadern der Beine - Vorbeugen

Mit folgenden Maßnahmen entlasten Sie Ihre Venen und beugen der Entstehung von Krampfadern vor:

  • Treiben Sie regelmäßig Sport wie Schwimmen oder Radfahren. Auch Spaziergänge sind hilfreich, um Krampfadern vorzubeugen.
  • Meiden Sie extreme Hitze (lange Saunagänge).
  • Wechselduschen und kaltes Wasser verbessern die Blutzirkulation.
  • Sitzen und stehen ist schlecht, lieber laufen und liegen.
  • Achten Sie in der Schwangerschaft auf Ihre Beinvenen. Zeigen sich Hinweise auf Krampfadern, empfiehlt es sich, Kompressionstrümpfe zu tragen.
Gefäße unter Druck - von Krampfader bis Schlaganfall

In der zweiten Facebook Live Veranstaltung ging es um das Thema Gefäße. Mit dabei waren: Dr. med. Ulrich Radtke, Chefarzt der Gefäßchirurgie, und TV- und Hörfunkjournalist Ralf Raspe.

Die Aufzeichnung der Live-Veranstaltung finden Sie hier.

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